Robert Redweik: „Man kann nicht für andere entscheiden…“


Gründer eines Limonaden Unternehmens, Dozent an der Uni, Songwriter, Gitarrist, Sänger und so oder so ein Vollblut Musiker durch und durch. Das ist Robert Redweik.

Mit dem im August 2017 erschienen Album „Dein Vegas“ ist der Münchner derzeit wieder unterwegs. Die letzten Möglichkeiten ihn vor dem Sommer noch einmal live zu sehen sind allerdings rar gesät:

26.04.2018 Backstage, München
27.04.2018 Abdera, Biberach

Ein Tag vor dem TourStop in München kam Dr. Robert Redweik vorbei um eine Runde mit mir zu plaudern.

Dein aktuelles Album „Dein Vegas“ ist ja inzwischen schon eine Weile auf dem Markt. Welcher Song darauf wurde als erstes geschrieben?

Robert: Das ist eine sehr sehr gute und schwierige Frage. Lass mich kurz überlegen. Wahrscheinlich war es „Goldene Zeit“. Das ist ein Home Akustik Track von der Deluxe Version des Albums, den ich ungefähr 2013 geschrieben habe. „Goldene Zeit“ ist mit „Chapeau“ einer der ältesten Songs. Es lief aber ganz viel parallel und nacheinander. Ich könnte dir ehrlich gesagt auch keine richtige Reihenfolge sagen in der die Songs entstanden sind.

Sprechen wir ein wenig über „Herz auf Halbmast“. Worum geht es?

Robert: Jeder hat eine Ex-Freundin oder einen Ex-Freund, wo man sich denkt, wenn man die mal wieder sehen würde, wäre das irgendwie nicht so schlimm. Die Sache ist ja schon längst vorbei. Dann steht man der Person gegenüber und merkt: Scheiße! Das trifft und berührt mich doch auf eine Art und Weise. Es werden Erinnerungen wach. Man hat das Gefühl, das das Herz ein bisschen auf Halbmast herumweht. Dazu kommen einem Fragen in den Kopf. Macht es dir auch etwas aus, dass wir uns sehen? Berührt es dich auch? Vielleicht überlegt man sich manchmal sogar, wo denn eigentlich genau das Problem lag. Wenn man es allerdings dann tatsächlich noch einmal miteinander versucht, merkt man relativ schnell, wo die Schwierigkeiten lagen. Die alten Muster spielen sich sofort wieder ein. Trotzdem ist da der Wunsch vielleicht noch einmal von vorne zu beginnen.

Glaubst du, dass es sinnvoll ist eine Beziehung neu aufzurollen? Probleme die man früher hatte verschwinden ja nicht einfach.

Robert: Das ist eine Geschichte, die ich im Leben gelernt habe. Man kann nicht für andere entscheiden, sondern sich nur wünschen, dass jemand einem irgendwie entgegen kommt. Es gibt Kompromisse in Beziehung. Dabei ist es egal um welche Art von Beziehung es geht: Liebe, Freundschaft oder auch die Familie. Es wird nie so weit kommen, dass du jemand anderen so hinbiegen kannst, wie du es gerne hättest. Man kann immer nur für sich selbst entscheiden. Das heißt, wenn du einmal gesagt hast: „Ne, das ist nichts!“ Dann wird es auch nicht wieder etwas werden.
Es kann natürlich schon sein, dass ein Mensch über die Jahre eine solche Wandlung durchmacht und sich zu der Person entwickelt hat die man sich wünscht.

Wie entstand das Video zu „Herz auf Halbmast“?

Robert: Das war eine ziemlich spontane Aktion. Ich habe bei einem Charity Event auf Usedom zu Gunsten der Welthungerhilfe, für die ich seit neustem Botschafter bin, mitgemacht. Baltic Lights. Eine total verrückte Geschichte. Dort finden Huskyrennen mit Prominenten statt. Irgendwie bin ich auch in der Kategorie gelandet und konnte ein Rennen mitmachen. Das war total abgefahren und mega anstrengend.
Dadurch, dass wir sowieso auf Usedom waren, haben wir uns dazu entschlossen spontan das Video zu drehen. Also sind wir ein paar Tage früher angereist. Ich dachte eigentlich es wird ein Strand Video. Es hat aber noch geschneit und sah dadurch eher wie die Antarktis aus. Das fand ich dann aber total geil, weil es genau das ausgedrückt hat, was für mich in dem Song eigentlich auch passiert. Die Weite und irgendwie auch die Leere. Kälte! Dieses verlorene Gefühl, das aber doch etwas Schönes und Mächtiges hat. Wie eben die Landschaft dort.

Die Überschrift eines Artikels der SZ über dich lautete mal „Selbstfindungspop“. In der Überschrift klang das ein wenig abwertend auch wenn der Artikel an sich sehr positiv war.

Robert: Ich habe im ersten Moment genau das Gleiche gedacht. Im Zusammenhang mit dem Artikel und der Reflektion, was ist Selbstfindung überhaupt, klang es dann aber wiederum gar nicht mehr vorwurfsvoll. Selbstfindung ist an dieser Stelle ja etwas sehr werthaltiges. Es ist kein Beschäftigungs- oder Gute-Laune-Pop. Sondern es ist Selbstreflektion. Die kann ja sowohl reflektiv für mich, als auch für die Leute, die die Musik hören sein. Genau so war das Album in vielen Teilen auch gemeint. Da hat der Autor des Artikels schon recht gehabt. Es ist in ganz vielen Aspekten Selbstreflektion, Selbstfindung und eine Therapie Musik zu machen.

Bei welchem Song bist du neidisch, dass du ihn nicht selbst geschrieben hast?

Robert (lacht): Finanziell betrachtet sind das so Sachen wie Last Christmas. Wer aber auch ein sehr gutes hymnisches Songwriting hat ist natürlich Chris Martin von Coldplay. Es gibt aber auch viele Genies im Hintergrund wie Max Martin oder auch Sia, die viele große Welthits geschrieben haben. Da sind immer wieder geile Sachen dabei.

Du schreibst ja nicht nur für dich selbst, sondern auch für andere namenhafte Künstler. Wie wird man da bezahlt? Nach Verkaufszahlen? Pauschal?

Robert: Pauschal nie. Songs die gut laufen bringen schon Geld, wenn es zum Beispiel im Radio läuft, im Fernsehen oder sich gut verkauft und viel gestreamt wird. Das macht schon was aus.

Also läuft es über die GEMA?

Robert: Genau.

Ich habe gelesen, dass es auf deinem Album auch Songs gibt, die verworfen und komplett neu gemacht wurden. Welcher denn zum Beispiel?

Robert: Da gibt es so einige. Zum Beispiel der Titelsong des Albums „Dein Vegas“. Den haben wir irgendwie hin und her geworfen. Es gab auch eine super schwere Balladen Version davon, die dann aber wieder verworfen wurde, weil sie uns doch ein wenig zu dark war. Trotzdem auch eine geile Version.

Du hast deine Doktorarbeit ja zum Thema Unternehmensgründung geschrieben. Kam die Idee dafür durch dein Limonaden Unternehmen BALIS?

Robert: Das Thema der Doktorarbeit war Frühphasenfinanzierung durch Business Angel Netzwerke. Mit BALIS hatte das überhaupt nichts zu tun. Ich hatte immer viel mit Start Ups am Hut, weil ich das ganze Thema Business Angels, also Privatinvestoren total spannend fand. Es ist gar nicht so unterschiedlich zur Musik. Du hast eine Idee, eine Vision und ein Team. Im Falle der Musik eben eine Band mit der du auf Tour gehen und deine Platte rausbringen willst. Ich finde das mega spannend. Es ist auch ein kreatives Ding. Deswegen habe ich mich auch so viele Jahre damit beschäftigt und meine Doktorarbeit darüber geschrieben.

Was ist dein Münchner Geheimtipp?

Robert: Da muss ich jetzt natürlich die Loretta Bar in der Müllerstraße 50 nennen. Dort ist BALIS entstanden. Es ist die beste Bar Münchens, weil sie total unaufgeregt ist und immer super Leute da sind. Am Wochenende ist es immer knallvoll. Sie gehört auch einem der drei BALIS Gründern.

Gibt es da dann auch deine Limo?

Robert: Natürlich!

Jetzt ist deine Tour ja schon fast wieder vorbei. Was nun? Du scheinst nicht der Typ zu sein, der gerne rumsitzt und nichts tut.

Robert: Im Sommer wird es auf jeden Fall noch ein paar Aufritte geben. Wir planen auch schon wieder die ersten Dinge für den Herbst. Natürlich schreibe auch. Nicht nur für mich selbst sondern auch wieder für andere Künstler. Unteranderem mit Sebastian Kirchner, der viel mit Adel Tawil macht oder auch für Grossstadtgeflüster.  Die Limonade schläft natürlich auch nicht. Da passieren auch ganz viele Dinge in nächster Zeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert