Heiko von den Lochis: „Wir wollen auf der Bühne nicht eine Wand voller Smartphones sehen!“


Ich gebe zu, dass ich ein wenig skeptisch vor dem Interview mit den Lochis war. Zwillinge, die über YouTube zu Stars der heutigen Jugend wurden? Sogenannte Influencer? Kann ja nur seltsam werden.

Aber ich wurde sehr positiv überrascht: Die beiden sind einfach zwei super sympathische Allroundtalente.

Während des Konzertes kam ich mir ein bisschen in die Tokio Hotel Zeit (Kreisch Alarm!!!) zurück versetzt. Aber niedlich war es irgendwie trotzdem.

Auf dem Weg zum Interview habe ich gleich mal den Hintereingang des Backstage in München genommen. Der Haupteingang wurde nämlich schon von ca. 50 kleinen und großen Menschen belagert, die sehnlichst auf ihre Idole gewartet haben.

Nun denn: Viel Spaß beim Lesen liebes Lochiversum!

(Allein der Anfang lies mich schmunzeln!)

Roman: Bitte entschuldige die Verspätung. Heiko, tust du bitte das Handy weg.

Du bist auf die Minute pünktlich.
Ich habe mir sogar aufgeschrieben, wie ich euch beide auseinander halten kann: Heiko – glatte Haare. Roman – Locken.

Roman: Das ist wirklich eine gute Eselsbrücke.

Heiko: Früher haben wir uns sehr ähnlich gesehen. Wir waren oft und lange Zeit im selben Fußballverein. Die Trainer konnten uns nie auseinander halten und haben aus 50 Metern Entfernung einfach immer random irgendeinen Namen vom Spielfeldrand geschrien.

Roman: Mittlerweile geht es.

Heiko: Wir sind ja auch zwei eigene Individuen. Ich bin ganz froh, dass man uns auseinander halten kann. Unsere Eltern haben früher Roman rot und mich blau angezogen.

Eure Eltern konnten euch sonst nicht auseinander halten?

Heiko: Doch schon…

Roman: …aber es war noch einfacher, weil wir als Kinder wirklich komplett gleich aussahen.

Habt ihr mal die Rollen getauscht und eure Eltern verarscht?

Heiko: Nein, unsere Eltern nie. Wir haben einmal in der Schule die Klasse getauscht, aber ansonsten haben wir das eigentlich nie gemacht. Hätten wir mal öfter tun sollen!

Roman: Das wäre sehr witzig gewesen, ja.

Beim hören eures neuen Albums #whatislife habe ich festgestellt, dass sich die Inhalte und Texte im Vergleich zu vorher doch etwas verändert haben.

Heiko: Das hoffe ich doch! Gut das dir das aufgefallen ist. Es ist ja auch logisch: So wie wir uns weiter entwickeln, älter und reifer werden in vielen Dingen, verändert sich auch die Musik und die Themen darin. Ich glaube, dass das neue Album in vielen Dingen tiefgründiger geworden ist und dass wir uns bei manchen Themen mehr öffnen. Es ist auch wichtig, dass man diese Entwicklung raus hört. Wäre schade, wenn nicht.

Die Entwicklung macht ja nicht nur ihr durch, sondern eure Fans natürlich auch.

Heiko: Na klar. Die werden ja auch älter. Die, die vor zwei Jahren noch 16 waren sind jetzt 18. Oder die, die 18 waren sind teilweise 20 und sind immer noch dabei. Manche gehen natürlich auch, aber es kommen auch neue dazu. Auch viele junge Leute. Das ist ganz schön. Die Fan Community wird einfach noch breiter. Teilweise mutieren auch viele Eltern zu Fans. Das ist ganz lustig. Es ist schön mitanzusehen, wie sich das in den letzten Jahren entwickelt hat.

Roman: Es ist toll wie sich die Generationen ein bisschen vermischen. Von der Grundschule bis zum Abi ist alles mit dabei.

Ich habe auf YouTube euer 5-Minuten-Songwriting gesehen. Eine mega geile Idee!

Heiko: Welches hast du gesehen?

Das Neuste. Eine tolle Idee! Wie schafft ihr es in 5 Minuten mit diesen total komischen Wörtern so etwas zustande zu bringen?

Heiko: Es gibt einmal die Menschen, die ein wenig kreativer sind und zum Beispiel gerne Geschichten schreiben und es gibt Menschen, die vielleicht gut in Mathe und logischem Denken sind. Roman und ich waren in Mathe schlecht. Unsere Stärke war es aber immer Geschichten zu schreiben.

Roman: Songwriting ist auch einfach Übungssache. Umso öfter du Songs schreibst, desto besser wirst du in diesen Prozessen und findest schneller Zusammenhänge zwischen irgendwelchen sinnlosen Wörtern. Du lernst sie so zu verpacken, dass es Sinn ergibt und gut klingt. Es war für uns aber auch wirklich eine Challenge und nicht leicht!

Heiko: Ich glaube, dass es sogar teilweise einfacher ist. Gerade beim Songwriting möchte man immer das perfekte Wort finden. Aber wenn man die Wörter schon vorgegeben hat, dann ist es ein wenig wie Malen nach Zahlen. Die Melodie kommt dann ganz automatisch, wenn du den Beat hörst. Man muss einfach nur die inhaltlichen Zusammenhänge finden. Wenn man das irgendwie schafft, dann hat man schon mal die halbe Miete. Du musst innerhalb von 5 Minuten deine ganze Kreativität auspacken.

Das heißt, dass ihr keine vorgefertigten Sätze habt, bei denen ihr nur noch die Wörter austauschen müsst?

Roman: Ne, gar nicht.

Darüber habe ich nämlich noch nachgedacht, weil ja trotzdem alle drei Parts irgendwie entfernt inhaltlich zusammen passen.

Heiko: Das ist das Krasse daran!

Roman: Total strange eigentlich.

Fast schon albumtauglich. (lacht)

Roman & Heiko: Ah! Ne!

Mit ein Paar Änderungen wäre das schon Bonustrack-Ware.

Heiko: Es war auf jeden Fall lustig.

Roman: Es hat den Anschein eines echten Songs. Das freut uns natürlich umso mehr, wenn wir es schaffen in 5 Minuten so etwas auf die Beine zu stellen. Wie du schon sagst: Es ist nicht einfach! Man muss sich unter Druck wirklich sehr konzentrieren. Unter so einem Zeitdruck kreativ zu sein, ist normalerweise nicht so geil.

Wer textet denn von euch besser?

Roman: Ich glaube da gibt es kein gut oder schlecht. Mal hat der eine einen guten Text, eine Idee oder eine Story. Mal der Andere. Oder wir schreiben etwas zusammen.

Also kein internes Battle?

Heiko: Ne! Ich freue mich, wenn Roman einen geilen Song geschrieben hat. Genauso andersrum. Es kam auch schon oft vor, dass ich eine gute Idee hatte und wir dann danach zusammen an dem Endprodukt weiter gearbeitet haben. Das ist ja auch das Schöne dabei.

Roman: Zusammen an Songs zu arbeiten, macht auch einfach am meisten Spaß.

Wovor ich ja wirklich meinen Hut ziehen muss, ist das Smartphone „Verbot“ auf euren Konzerten! Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn man mal (!) ein Foto macht. Aber diese Durchfilmerei ist total sinnlos: Es hat meistens sowieso viel zu schlechte Qualität als das man sich das nochmal in Ruhe anguckt.

Heiko:
Es ist auch einfach super schade! Wir wollen auf der Bühne nicht eine Wand voller Smartphones sehen! Es kann doch nicht das Wahre sein, ein Konzert zwei Stunden durch den Display zu sehen. Wir haben viele Fans, die das aller erste Mal auf einem Konzert sind und wir möchten ihnen auch ein bisschen beibringen, dass man das Handy in dieser Zeit auch mal weglegen kann. Die Stimmung ist dadurch so viel besser! Wir merken auf dieser Tour, dass sie so gut ist wie noch nie. Das hat auch sehr viel damit zu tun, dass wir dieses „Verbot“ schon konsequent seit ein paar Jahren durchziehen.

Habt ihr denn wirklich schon mal ein Konzert deswegen abgebrochen?

Heiko: Nicht ein ganzes Konzert, aber durchaus schon mal einen Song.

Ist jemand gegangen?

Roman: Nein. Aber selbst wenn? Wir haben ganz viel Respekt vor unserem Publikum und geben alles um eine geile Show bieten zu können. Umso mehr freuen wir uns, wenn die Leute unserer Bitte nachkommen.

Heiko: Es ist nicht schlimm, wenn jemand mal ein Erinnerungsfoto macht, aber was wir eben nicht wollen ist, dass jemand zwei Stunden lang mit dem Handy in der Hand da steht!

Bei welchen Künstlern würdet ihr euch das gleiche Vorgehen wünschen?

Heiko (lacht): Bei Allen! Insbesondere bei den Künstlern mit sehr jungen Fans.

Was glaubt ihr wie eure Musik und eure Themen in 10 Jahren aussehen werden?

Heiko: Die Themen werden sich natürlich ändern. Genauso wie man sich ja auch selbst verändert. Es wäre schade, wenn nicht. Das würde ja bedeuten, dass wir uns innerhalb von 10 Jahren nicht weiter entwickelt hätten. Die Themen haben sich bereits schon in den letzten zwei Jahren gewandelt. Wir werden älter und irgendwie auch reifer und in 10 Jahren sieht die Welt noch mal ganz anders aus. Dann sind wir – ähm – 29?

Wie war das mit dem Mathe? (lacht)

Heiko (lacht): Ich musste jetzt auch erstmal realisieren, dass wir in 10 Jahren schon 29 sind.

Roman: Ich glaube, dass wir die Dinge in 10 Jahre noch mal mit anderen Augen sehen werden.

Euer Song „Zu jung“: Meint ihr alles exakt so, wie ihr es schreibt bzw. singt? Oder ist es im gewissen Maße künstlerische Freiheit?

Heiko: Sowohl aus auch. Es gibt viele persönliche Storys, aber auch Sachen wo die künstlerische Freiheit zutrifft.

Roman: Wir versuchen bei unseren Songs ein Gefühl, ein Bild oder eine Message zu transportieren. Das kann aber natürlich auch in Form von Metaphern passieren.

Ich möchte auf die Zeile „Zu jung für die Liebe“ hinaus. Ist man überhaupt jemals zu jung für die Liebe? Und sollte man nicht bei jeder Beziehung, die man eingeht daran glauben, dass sie für immer ist?

Heiko: Das ist eine sehr gute Frage. Es ist auch Ansichtssache wie man diesen Song interpretiert. Wir merken jeden Tag, dass wir noch sehr jung sind und noch so viel zu lernen haben in unserem Leben. Dieses Thema wollen wir mit „Zu jung“ wiederspiegeln: Das man nie zu Ende gelernt hat!

Roman: …und den jugendlichen Leichtsinn, den jeder von uns kennt.

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